Verdichtung
Über ein städtebauliches Konzept
Bot eine 45m2 kleine Wohnung früher Platz für eine ganze Familie, ist das in etwa die Quadratmeteranzahl, die heute ein einzelner Wiener oder eine Wienerin als Wohnraum in Anspruch nimmt. Hinzu kommt, dass Wien – wie die meisten Metropolen – momentan rasant wächst. Die Stadt ist bereits die siebt größte der Europäischen Union. Die "Verdichtung" des Stadtgebiets liegt demnach auf der Hand. Da es allerdings nur noch wenig zentral liegende freie Baugründe gibt, werden immer mehr Acker- und Grünflächen in den Randbezirken zu Bauland umgewidmet.
Donau... "Feld"?
Die Skyline von Floridsdorf, dem 21. Bezirk auf der nördlichen Seite der Donau, ist von Baukränen bespickt. Es wird nicht nur viel renoviert und neu aufgebaut: Wo kürzlich noch Gemüse angebaut wurde, stehen heute hektargroße Wohnkomplexe. In nur wenigen Jahren hat sich das Gesicht des Bezirks stark verändert. So sind die Felder, die zu beiden Seiten der Donaufelderstraße lagen, nur noch vereinzelt hinter den hohen Gebäudefassaden zu erahnen. Künftig werden sich Besucherinnen und Besucher des Donaufelds also wundern müssen, woher der Bezirkteil seinen Namen hat.
Obwohl Bürgerinitiativen und parteiliche Bezirksgruppen immer wieder gegen Verbauungspläne vorgehen, ist die fortschreitende Verstädterung des ländlich geprägten Floridsdorfs kaum aufzuhalten. Aktuell sind Anrainer und Anrainerinnen der Siemensgründe in Sorge, statt den weiten Grünflächen bald bis zu zwölf Meter hohe und 35 Meter lange Wohnhäuser vor dem eigenen Gartenzaun zu haben. Die Bezirksvorstehung hat dennoch aus dem früheren Unmut der Bevölkerung gelernt: Für Bauprojekte, die von öffentlicher Hand getragen werden, lädt die Vorstehung zu Informationsveranstaltungen, bevor ein endgültiger Auftrag vergeben wird. Generell kann der Stadtverwaltung kein Mangel an Transparenz vorgeworfen werden. Auch die Wiener Planungswerkstatt – die stadteigenen Ausstellungsräume nahe des Rathauses – hat sich in einer eben zu Ende gegangenen Austellung den aktuellen Verbauungsplänen gewidmet.
Obwohl Bürgerinitiativen und parteiliche Bezirksgruppen immer wieder gegen Verbauungspläne vorgehen, ist die fortschreitende Verstädterung des ländlich geprägten Floridsdorfs kaum aufzuhalten. Aktuell sind Anrainer und Anrainerinnen der Siemensgründe in Sorge, statt den weiten Grünflächen bald bis zu zwölf Meter hohe und 35 Meter lange Wohnhäuser vor dem eigenen Gartenzaun zu haben. Die Bezirksvorstehung hat dennoch aus dem früheren Unmut der Bevölkerung gelernt: Für Bauprojekte, die von öffentlicher Hand getragen werden, lädt die Vorstehung zu Informationsveranstaltungen, bevor ein endgültiger Auftrag vergeben wird. Generell kann der Stadtverwaltung kein Mangel an Transparenz vorgeworfen werden. Auch die Wiener Planungswerkstatt – die stadteigenen Ausstellungsräume nahe des Rathauses – hat sich in einer eben zu Ende gegangenen Austellung den aktuellen Verbauungsplänen gewidmet.
Grün nicht nur verbauen, sondern auch neu schaffen
Floridsdorf genießt unter den 23 Wiener Gemeindebezirken einen eher mäßigen Ruf. Ein Umstand, der unter anderem durch die überaus zweckmäßig gestalteten Verkehrshauptadern erklärt werden kann:
"In Floridsdorf kann man schon auch einiges andenken. Ich denke, dass die Hauptstraßen sehr kühl sind, die sind sehr technisch und reine Verkehrsverbindungen und da gibt es dann kein Leben für den Fußgeher. Dass man die einfach für den Radfahrer und den Fußgeher entsprechend begrünt. Sowas kostet natürlich immer Geld, aber die zentrale Planung könnte sowas schon ins Auge fassen." Hubert G., 66 Jahre
Verlässt man die stark befahrene Prager- oder Brünnerstraße, verbirgt sich oft schon hinter der nächsten Ecke ein schönes Fleckchen Natur. Viele der zahlreichen Gemeindebauten, die es in Floridsdorf gibt, geizen ebenso wenig mit Grünanlagen und Baumgruppen. Und so setzen auch einige der neueren Wohnkomplexe auf freie Flächen, während andere jeden Quadratmeter Boden versiegeln. Somit würde eine nachhaltige Begrünung von Verkehrswegen zumindest einen kleinen Ausgleich zu den verlorengehenden Feldern darstellen.
"In Floridsdorf kann man schon auch einiges andenken. Ich denke, dass die Hauptstraßen sehr kühl sind, die sind sehr technisch und reine Verkehrsverbindungen und da gibt es dann kein Leben für den Fußgeher. Dass man die einfach für den Radfahrer und den Fußgeher entsprechend begrünt. Sowas kostet natürlich immer Geld, aber die zentrale Planung könnte sowas schon ins Auge fassen." Hubert G., 66 Jahre
Verlässt man die stark befahrene Prager- oder Brünnerstraße, verbirgt sich oft schon hinter der nächsten Ecke ein schönes Fleckchen Natur. Viele der zahlreichen Gemeindebauten, die es in Floridsdorf gibt, geizen ebenso wenig mit Grünanlagen und Baumgruppen. Und so setzen auch einige der neueren Wohnkomplexe auf freie Flächen, während andere jeden Quadratmeter Boden versiegeln. Somit würde eine nachhaltige Begrünung von Verkehrswegen zumindest einen kleinen Ausgleich zu den verlorengehenden Feldern darstellen.
Wer zuerst kommt, malt zuerst?
Die urbane Geschichte Floridsdorfs ist gerade einmal 111 Jahre alt, denn der Bezirk wurde erst 1905 an Wien angegliedert. Einige erhalten gebliebene Gründerzeithäuser lassen den Bevölkerungszuwachs zu Beginn des 20. Jahrhunderts erahnen. Die riesigen Gemeindebauten, wie der Schlinger- und der Karl-Seitz-Hof, schreiben die Geschichte des Zuzugs bis Mitte des Jahrhunderts fort. In der Zwischen- und Nachkriegszeit sind es zudem auch viele Einfamilienhaus-Siedlungen, die hier entstehen. Schlussendlich ist die Verbauung des Bezirks also bereits ein alter Schuh – mit dem einzigen Unterschied, dass die Ressource Land nun bald zu Ende geht. Demnach bleibt die Frage, mit welchem Argument heutige Hausbesitzer und Genossenschaftsbau-Bewohnerinnen die fortschreitende "Verdichtung" kritisieren können. Denn auch wenn ihre "Häusel" schon vor einiger Zeit gebaut wurden, haben auch sie zur Oberflächenversiegelung und Verstädterung des Bezirks beigetragen.
"Für mich ist es so okay, es ist genug Grün überall. Aber wie gesagt, der Wohnraum wird auch gebraucht. Also man muss da auch Abstriche machen können und wenn's nicht Überhand nimmt ..." Karin K., 62 Jahre
"Für mich ist es so okay, es ist genug Grün überall. Aber wie gesagt, der Wohnraum wird auch gebraucht. Also man muss da auch Abstriche machen können und wenn's nicht Überhand nimmt ..." Karin K., 62 Jahre
Der zunehmende Zuzug aus dem In- und Ausland stellt für die Stadt ein räumliches Problem dar. Die Chancen, die sich dadurch bieten, wiegen aber wohl viel mehr. So ist Wien das einzige Bundesland Österreichs, dessen Bevölkerung im Durchschnitt jünger wird. Eine Ideallösung, die verbleibenden unverbauten Flächen zu bewahren und gleichzeitig all die neuen Wienerinnen und Wiener unterzubringen, gibt es nicht. Wenn noch mehr Ackerflächen für gutes Geld verkauft werden, sind in naher Zukunft nur mehr parkähnliche Grünflächen übrig. Der Marchfeld-Kanal, der sich von der Donau aus durch Floridsdorf zieht, wird dann eine Grünoase sein, die sich bestenfalls durch Wohngebiete schlängelt – im schlimmsten Fall auch durch Gewerbeparks.
Buchtipp
Roland Berger und Friedrich Ehrendorfer (Hg.): Ökosystem Wien. Die Naturgeschichte einer Stadt. Wien: Böhlau Verlag
Karl Brunner und Petra Schneider (Hg.): Umwelt Stadt. Geschichte des Natur- und Lebensraumes Wien. Wien: Böhlau Verlag
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